Samenspender werden – Ablauf, Voraussetzungen, rechtliche Grundlagen und Verantwortung

Einleitung

Die Entscheidung, Samenspender zu werden, ist eine, die sowohl medizinische als auch ethische und emotionale Aspekte umfasst. In Deutschland entscheiden sich immer mehr Männer dazu, ihr Sperma zu spenden, um Paaren oder alleinstehenden Frauen mit Samenspender werden zu helfen. Für viele unfruchtbare Paare, lesbische Paare oder Single-Frauen ist die Samenspende die einzige Möglichkeit, ein Kind zu bekommen.

Doch was bedeutet es eigentlich, Samenspender zu sein? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Wie läuft der Prozess ab? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten in Deutschland – und welche Verantwortung trägt ein Spender?

Dieser Artikel erklärt alle wichtigen Aspekte rund um das Thema „Samenspender werden“ und gibt einen tiefen Einblick in Motivation, medizinische Voraussetzungen, rechtliche Situation und ethische Fragen.


1. Was bedeutet „Samenspender werden“?

Ein Samenspender ist ein Mann, der sein Sperma freiwillig zur Verfügung stellt, um einer anderen Person oder einem Paar zu einer Schwangerschaft zu verhelfen. Das kann über eine anerkannte Samenbank oder, in seltenen Fällen, privat erfolgen.

Das gespendete Sperma wird für die künstliche Befruchtung (Insemination) oder im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) verwendet. Ziel ist es, einer Frau eine Schwangerschaft zu ermöglichen, wenn dies auf natürlichem Wege nicht möglich oder nicht gewünscht ist.

Gründe für eine Samenspende

  • Zeugungsunfähigkeit oder eingeschränkte Fruchtbarkeit des Mannes
  • Vermeidung genetischer Erkrankungen
  • Kinderwunsch lesbischer Paare
  • Kinderwunsch alleinstehender Frauen
  • Medizinische Behandlungen, die zur Unfruchtbarkeit führen (z. B. Chemotherapie)

In Deutschland kommen jedes Jahr mehrere Tausend Kinder durch Samenspende zur Welt. Mit steigender Akzeptanz alternativer Familienformen wächst auch die Bedeutung der Samenspende.


2. Wer kann Samenspender werden?

Nicht jeder Mann ist automatisch für eine Samenspende geeignet. Samenbanken stellen hohe Anforderungen an die Gesundheit, Lebensweise und psychische Stabilität potenzieller Spender.

Medizinische Voraussetzungen

  • Alter zwischen 18 und 40 Jahren (manche Banken akzeptieren bis 45 Jahre)
  • Keine sexuell übertragbaren Krankheiten (z. B. HIV, Hepatitis B/C, Syphilis)
  • Keine genetischen oder erblichen Erkrankungen
  • Gute Spermaqualität (hohe Beweglichkeit, ausreichende Spermienzahl)
  • Allgemein gesunder Lebensstil (kein Drogenmissbrauch, moderater Alkoholkonsum, Nichtraucher bevorzugt)

Vor der Zulassung erfolgt ein umfassender Gesundheitscheck, bei dem Blutproben, Urinproben und Spermiogramme untersucht werden.

Psychologische Voraussetzungen

Neben der physischen Eignung ist auch die emotionale Reife wichtig. Viele Samenbanken führen daher ein persönliches Gespräch, um sicherzustellen, dass der Spender seine Entscheidung versteht und die langfristigen Konsequenzen akzeptiert.


3. Der Ablauf der Samenspende

Der Prozess einer Samenspende erfolgt in mehreren Schritten – von der Bewerbung bis zur regelmäßigen Spende.

Schritt 1: Bewerbung

Interessierte Männer bewerben sich bei einer Samenbank oder einem Kinderwunschzentrum. Die Bewerbung erfolgt meist online und enthält Angaben zu:

  • Alter
  • Gesundheitszustand
  • Lebensweise
  • Familiengeschichte

Schritt 2: Erstgespräch und Untersuchung

Nach der Vorauswahl wird der Bewerber zu einem Gespräch eingeladen. Dort werden medizinische und psychologische Fragen geklärt. Anschließend folgen:

  • Blutuntersuchungen auf Infektionskrankheiten
  • Genetische Tests
  • Spermauntersuchung (Spermiogramm)

Schritt 3: Probenspende

Die erste Samenspende dient als Qualitätsprüfung. Nur wenn das Sperma den hohen Standards entspricht, wird der Spender zugelassen.

Schritt 4: Regelmäßige Samenspenden

Nach der Zulassung kann der Spender regelmäßig – meist einmal wöchentlich – Sperma abgeben. Die Spende erfolgt in einem abgeschirmten Raum der Samenbank.

Das Sperma wird anschließend eingefroren (kryokonserviert) und erst nach einer sechsmonatigen Quarantänezeit freigegeben, um sicherzustellen, dass der Spender weiterhin frei von Infektionskrankheiten ist.

Schritt 5: Entschädigung

Für jede Spende erhält der Spender eine Aufwandsentschädigung, in der Regel zwischen 80 € und 150 €.


4. Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland ist die Samenspende gesetzlich klar geregelt. Seit dem Samenspenderregistergesetz (SaRegG) von 2018 gibt es verbindliche Vorschriften, die sowohl Spender als auch Kinder schützen.

Rechte und Pflichten des Samenspenders

  • Der Samenspender ist nicht der rechtliche Vater.
  • Er hat keine Unterhaltspflichten, kein Sorgerecht und keine Erbansprüche.
  • Seine Daten werden im Samenspenderregister gespeichert.

Das bedeutet: Der Spender hat keine rechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Kind, das aus seiner Spende entsteht. Gleichzeitig wird seine Identität jedoch dokumentiert, um dem Kind später Zugang zu den genetischen Informationen zu ermöglichen.

Rechte des Kindes

Kinder, die durch Samenspende geboren wurden, haben ab dem 16. Lebensjahr das Recht, die Identität ihres biologischen Vaters zu erfahren. Dies ist wichtig für die persönliche Identitätsentwicklung und für medizinische Informationen (z. B. genetische Risiken).